SONNEN-KREISE

Feuerball und Glutenrad da droben,
wie sollten wir die Sonne loben ?
Ist sie nicht Gottes Angesicht -,
zeigt Heiliges sich doch im Licht.

Spiralend dreht sich was uns frommt,
das Leben geht, das Leben kommt
und alles steigt gleich wie es fällt,
so zeigt sich unserem Blick die Welt.
 
Es kreist, es kreist, es ist die Zeit,
das Licht macht uns das Jahr bereit.
Es leuchtet hin zum fernen Saum,
Lichtkraft baut allein den Raum.

Licht und Zeit die Kreise dreh’n -,
so muss sich Gott als Kreis versteh’n.
Und jedes Menschen Zirkelschlag,
gleicht dem erhofften Heils-Vertrag.

Vertragen woll’n wir uns mit Gott,
das Kantige treibt Gottes-Spott.
Der Mensch fügt sich in solche Fron
und nennt sein Handeln Religion.

Er hofft, dass er den Weg begriff,
erkennen konnt’ den Gottes-Kniff,
will diesen Heilsweg nachvollzieh’n,
formt Gottesdienst zur Disziplin.

Darin war Menschengeist sich treu,
an den Aspekten scheint nichts neu.
Doch war einst Vorbild die Natur
und später Menschensatzung nur !

Natur-Verehrung irrt bedingt,
bis ihr die bessere Sicht gelingt.
Wer Bücher ehrt als Gottes Wort,
treibt Geistes- sowie Menschenmord.

Vernunft durchpulst den Sonnenkreis,
mehr als ein Buch von Gott was weiß.
Dem Sonn-Rat folgen spendet Sinn,
führt kreisend auf die Wahrheit hin.
 
SONNEN-STEINE
 
In der Zeitschrift „Ostfriesland“ berichtete K.-H. Marschalleck über den „Sonnenstein von Horsten“ (Kreis Wittmund), dem ich hier im Wesentlichen folge: 1963 wurde auf einem Bauernhof im ostfriesischen Dorfe Horsten eines der bedeutsamsten vorgeschichtlichen Denkmäler Nordwestdeutschlands entdeckt und geborgen. Horsten ist eines der Geestranddörfer am ostfriesisch-oldenburgischen Höhenrücken, deren Gemarkungen wegen ihrer günstigen, von Geest, Marsch und Moor bestimmten Lage in den meisten frühen Perioden dem Menschen Siedlungsraum geboten haben. Aus den benachbarten Gemarkungen Etzel und Zetel liegen Funde vor. Auf der Flur „Warfäcker, einer Wüstung, auf welcher das Dorf etwa bis zum 12. Jahrhundert gestanden hat, kam ein „Sonnenstein“, ein „Stein mit Rillen“ zutage; er trägt 17 gleichmäßig um einen Mittelpunkt herum eingeritzte kreisförmige Ringe. Das sind seltene vorgeschichtliche Denkmäler aus der älteren und mittleren Bronzezeit, die wahrscheinlich schon im letzten Abschnitt der Jüngeren Steinzeit, also etwa um 2.000 v.0, erstmalig auftreten. Die durch 17 kreisrunde konzentrische Ringe dargestellte Sonnenscheibe hat 77 Zentimeter Durchmesser. Eingeschlagen sind die Ringe mit einem Instrument aus sehr hartem Material, wahrscheinlich aus Feuerstein, gruppiert sind sie um einen Mittelpunkt in Gestalt eines kleinen, konzentrisch durch den ganzen Stein durchgebohrten Loches von 3, 4 Zentimeter Durchmesser.
 
Daran, dass es sich hierbei um ein Sonnesymbol handelt, wird niemals gezweifelt werden. Sonnenverehrung in Form von Darstellung und sogar Personifizierung dieses Gestirns ist nicht nur aus dem klassischen Altertum wohlbekannt, sondern spielte auch im vorgeschichtlichen Europa zu gewissen Zeiten und in bestimmten Kulturen eine bedeutsame Rolle. Man kann sich leicht vorstellen, dass gerade im Norden die Sonne als Spenderin allen Lebens besondere Verehrung genoss, und es nimmt nicht wunder, wenn die meisten Sennendarstellungen auf den skandinavischen Felsbildern der Bronzezeit erscheinen. Dass Weihnachten mit der Wintersonnenwende zusammenfällt, ist kein Zufall, sondern eine Übernahme heidnischen Kulturgutes durch das Christentum.
In Ostfriesland ist schon 1910 ein wertvoller Fund der Bronzezeit zutage gekommen, der die Sonnenverehrung bezeugt: Die goldene Sonnenscheibe von Moordorf bei Aurich, wahrscheinlich als Opfergabe für eine Gottheit ins Moor versenkt. Hierher gehört auch der von einem Pferde gezogene bronzene Kultwagen mit, der goldenen Sonnenscheibe aus dem Moor bei Trundholm auf der dänischen Insel Seeland. Soweit dem Verfasser bekannt, erscheinen die ersten mit konzentrischen Kreisen auf Tongefäßen der jungsteinzeitlichen Pfahlbaukultur, und zwar in der sogenannten „Mondsee-Gruppe“ in den östlichen Alpen.
 
Es herrscht im allgemeinen Einigkeit darüber, dass sie aus der Älteren oder Mittleren Bronzezeit stammen, vielleicht schon im letzten Abschnitt der Steinzeit beginnen, also grob gerechnet in das zweite vorchristliche Jahrtausend fallen. Eine genauere Bestimmung ist bei den deutschen Stücken vorerst nicht möglich, da sie ohne jeden Fundzusammenhang, d. h. nicht in  ursprünglicher Lage aufgefunden worden sind. Bei dem Stein von Beckstedt (Väterkunde-Museum, Bremen) lässt sich wenigstens wahrscheinlich machen, dass er auf einem bronzezeitlichen Grabhügel gestanden hat, wie solche einst auf dem „Sonnenberg“ in der Gemarkung gelegen haben. Bessere Anhaltspunkte bietet ein Grabfund aus dem westlichen Schottland. Hier fand man beim Orte Cairnholy in der Kammer eines Megalithgrabes (Großsteingrab, Hünengrab) aus der Jungsteinzeit einen Sonnenstein mit sechs Ringen. Davor befand sich eine Nachbestattung, ein lange nach Errichtung der Kammer eingesetztes Grab der Bronzezeit. Die Ausgräber nahmen wohl mit Recht an, dass der Stein neben dieses Grab gestellt worden war. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Stein schon bei der Anlage des Grabes, in der späten Jungsteinzeit, hineingekommen ist, wie z. B. H. Kirchner annimmt).
 
Es hat den Anschein, als seien die meisten Sonnensteine auf den britischen Inseln vorhanden, worüber eine Durcharbeitung des englischen und irischen Schrifttums Näheres bringen wird. Kulturelle Einflüsse von dort sind jedenfalls in der frühen und mittleren Bronzezeit Nordwest- und Mitteldeutschlands stark spürbar, worauf W. Nowothnig in seinem Aufsatz über die Sonnensteine von Harpstedt und Beckstedt ausdrücklich hinweist. Auch die schon erwähnte goldene Sonnenscheibe aus Moordorf trägt ein Ornament, das auf irischen und schottischen Funden häufig vorkommt. Vielleicht ist die Sitte, größere Steine mit Sonnensymbolen aus konzentrischen Kreisen zu versehen, in England, Schottland oder Irland beheimatet.
 
Im westeuropäischen Kulturkreis finden sich häufig Sonnendarstellungen aus Rad- und Strahlenkreisen. Steinkisten sind im ostfriesischen Raum nach neueren Erkenntnissen durchaus nicht selten. Allerdings sind fast alle schon in vorgeschichtlicher Zeit zerstört oder ausgeraubt worden, so dass Funde kaum vorhanden sind. Als Fundorte von Steinkistengräbern seien genannt: Etzel und Reepsholt (Kr. Wittmund), Dietrichsfeld (Kr. Aurich), Osterforde und Seghorn (Friesische Wehde). Da die Platte von Horsten eine Standfläche besitzt, auf welcher sie senkrecht stehen kann, und da sie in Form und Größe einer normalen Querplatte einer mittelgroßen Steinkiste entspricht, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie zu einem solchen Grabe gehört hat. Um so mehr zu bedauern ist es, dass Nachprüfungen nicht mehr möglich sind, und dass wir niemals sichere Kunde darüber erhalten werden, welchen Standort und welche Funktion der Stein einst gehabt hat. Wir müssen uns damit begnügen, dass ein fast 3.000 Jahre altes Steinmal, zugleich der größte und schönste Sonnenstein Deutschlands, jetzt entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist.
Das Original des Sonnensteins befindet sich in der Schule des Friedeburger Ortsteils Horsten, der rund 18 Kilometer südwestlich von Wilhelmshaven / Niedersachsen liegt. Eine Nachbildung steht in Horst. Der Sonnenstein von Beckstedt fand sich südöstlich von Wildeshausen, dem Geburtsort Widukinds, des sächsischen Freiheitshelden. Ein weiterer Sonnenstein steht beim Harpstedter Amthaus.
 
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Bei der Ortschaft Asige, östlich von Falkenberg (Halland / Schweden), liegt der „Kungsberget“ (Königshügel), eine 60/70 m lange Stein-Allee mit dem sog. „Hagbards galge“ /„Haborgsgalgen“, welcher Sonnenkreise aufweist. Der Name leitet sich von der sehr bekannten nordischen Liebesgeschichte von Hagbard und Signy ab. Ich besuchte den Ort im Jahre 1981.
 
 
Martin Persson Nilsson (1874-1967) war ein hoch geehrter schwedischer Philologe, Religions- und Altertumswissenschaftler. Er schrieb zu dieser Altertumsstätte u.a.: „Der Haborgsgalgen auf der Asiger Haide in Halland. - Dass auch dort einstmals ein Tempel des Sonnengottes, dem Stonehenge mehr oder minder ähnlich‚ gestanden, dürfen wir zum wenigsten und zwar nicht ohne Grund vermuten. Aus den jetzt noch vorhandenen Überresten das Monument wieder aufzubauen, wie es dereinst gewesen, dürfte selbst auf dem Papier kaum möglich sein denn die Plünderung desselben hat viele Jahre, vielleicht seit der Einführung des Christentums, gewiss aber bis in die jüngste Vergangenheit gedauert. Man betrachtete es anfangs als heilige Pflicht, die heidnischen Denkmäler zu zerstören, um die letzten Spuren des Heidentums zu tilgen. Mehre päpstliche Bullen befahlen diese Maßregel und was christlicher Eifer begann‚ vollendete der Eigennutz. Mau bedurfte zu Gebäuden, Umzäunungen und Hecktorpfeilern großer Steine und entnahm sie den Denkmälern des grauen Altertums. Ich besuchte den Ort vor gerade fünfzig Jahren und besitze noch die Aufzeichnungen‚ die ich damals darüber machte. … Die beiden eigentlichen sogenannten Galgensteine oder Haborgsgalgen sind ungefähr 14-16 Fuß hoch, 3 Fuß 6 Zoll breit, 2 Fuß dick und stehen 6 Fuß von einander entfernt. Grau, breit und eckig, gleichen sie von ferne alten Eichenstämmen; sie sind vollkommen gleich hoch und am oberen Ende horizontal abgeglichen. Es ist mindestens wahrscheinlich, dass diese Pfeiler, um schon in alter Zeit als Galgen bezeichnet werden zu können, durch einen überliegenden Querstein mit einander verbunden sein mussten und einen sogenannten Trilithen, gleich denen zu Stonehenge bildeten. In einer Entfernung von 30-40 Schritten haben zwei ebensolche Steine, gleichfalls 6 Fuß von einander entfernt, gestanden. Von diesen ist der eine jedoch vor langer Zeit gestürzt und liegt auf der flachen Erde. Das und wo er aufrecht gestanden, zeigt ein Loch im Boden, und dass auch diese beiden Steine einen Horizontalstein getragen und folglich einen Trilithen gebildet haben, ist auch dadurch wahrscheinlich, dass das obere Ende beider Steine plan gehauen ist, was bei unseren gewöhnlichen Bautasteinen nicht vorkommt. … In Blekinge stand lange‚ dicht an der Landstrasse, eine uralte Eiche‚ von welcher gleichfalls die Sage ging, dass sie Hagborgs Galgen gewesen sei. Der Stätten, weiche Hagborgs und Signilds Namen tragen und mit dem tragisch-romantischen Schicksale dieses unglücklichen Liebespaares in Verbindung gebracht werden‚ gibt es in Dänemark wie in Schweden mehrere.“
 
 
Wie sich ein schwedischer Zeichner die Nutzung des „Haborgsgalgen“ vorstellt.