Geschrieben: September 2016

Die vorchristliche Jahresorganisation des Gebundenen-Mondjahres
vermittelt der altgerm. ODING-Kalender.
 
Der mit I. bezeichnete Schwarzmondstand meint die Hochjulfeier/Jolablót des Frō-Freyr (Mitte Januar) und der nachfolgende, mit II. bezeichnete Vollmondstand, meint das Frauenfest/Dísablót (Anfang Februar).
 
JUL-MOND + DISTING-MOND
 
In Schweden war das frühjährliche Dísablót („Frauen-Blood“), verbunden mit einer großen Messe von sakraler, sozialer und politischer Bedeutung. Das Dísablót galt als ein Opfer- und Feiertag zu Ehren der weiblichen Geister oder Gottheiten die man Disir bzw. Disen (ahd. Idisen) nannte. Die Walküren sind dazuzurechnen. Ein Opferfest zu Ehren der Göttinnen musste zwangsläufig die Schicksals-Göttinnen, die Nornen, mit einschließen. Und dass dabei der gemeingerm. Haupt- und Muttergöttin, der sog. Wanen-Göttin Freia/Frija, (Freya / Freyja), gedacht worden ist, darf als selbstverständlich angenommen werden –, sicher auch in ihrer nordischen Ausformung als Frigga. Freia, mit Gott Óð(r) verheiratet, geben sich ja als ein Ur-Elternpaar des germ. Pantheons zu erkennen. Ein Beiname der Freya war Vanadis. Es wäre gut denkbar, weil ritensystematisch logisch, dass der Jul-Feier - die nach Snorris Erklärung dem solaren Gott Freyr galt - die folgende Disen-Feier im Kern seiner Schwester, der Vana-Dis Freya, zu gelten hatte. 
 
Der Name weist darauf hin, dass der Ritus von Frauen durchgeführt wurde, vor allem in Anbetracht ihrer bedeutenden Rolle als Priesterinnen der heidnischen germanischen Religion. Sein Ziel war es, die kommende Ernte zu segnen bzw. zu verbessern. Die Quellen lassen auch ein weiteres herbstliches Dísablót vermuten. Disablót-Feste werden erwähnt in „Hervarar Saga, „Víga-Glúms Saga, „Egils Sagaund der „Heimskringla. Die Feierlichkeiten fanden etwa Anfang Februar in Alt-Uppsala statt. Diese große Volksversammlung war eine Sache aller Schweden, von weither reisten sie an. Die Feier lebt bis heute in Form einer jährlichen Disting-Messe im schwedischen Uppsala weiter. Auf dem im 11. Jahrhundert entstandenen Vaksala-Handelsplatz findet noch in unserer Zeit der zweitägige Markt Anfang Februar statt. Die Winterphase machte es leichter, Waren zu transportieren, denn die Seen und Flüsse waren zugefroren und boten somit den festen Grund für die Schlittenkufen. Auf den „Distingsmarknaden“, den Großmarkt, kamen Jäger mit Fellen von Fuchs, Waschbär und Eichhörnchen um den Hals gehängt -, Samis boten ihre Rentiere und Schneehühner an -, Fischer hielten Hecht, Zander und Barsch feil -, Handwerker hofften auf Käufer für ihre Produkte, besonders die hervorragenden Lederwaren, und Bauern verkauften Pferde, Kühe, Schweine und Hühner. Der Markt bot auch romantische Elemente, weil die Jungen für ihre Mädchen Ringe erstanden und Verlobungen anstrebten. Es war eben auch die Zeit der Brautschau, die sich im Datum des kirchlichen „Patron der Liebenden hl. Valentin“, dem „Vielliebchentag“ (14.02.) niedergeschlagen hat. Auch nach altrömischen Sitten gedachte man am 14. Februar der Göttin Juno, der Schützerin von Ehe und Familie. Den röm. Frauen wurden an diesem Tag Blumen geschenkt. So entschleiert sich der Februar von Nord bis Süd als eine Frauenfestzeit, in der das germ. Dísablót und Distingmarket gut und sinnvoll platziert waren.
 
Der mittelalterlichen uppländisch-schwedischen Legende nach, wurde der Disting-Markt in Erinnerung an die kluge und schöne Königin Disa gegründet, die während einer Überbevölkerung und der damit einhergehenden winterlichen Hungersnot, das Volk bzw. die Alten und Gebrechlichen gerettet habe. Disa war demnach eine Heldin der mittelalterlich-schwedischen Mythologie. Aus dieser Information geht hervor, dass in christlicher Zeit eine kirchliche Disa-Legende konstruiert worden ist, um dem - nun kirchlich sanktionierten Restbestand des Disa-Festes - ein unverfängliches und erklärendes Fundament zu geben. Den Namenstag für den Frauennamen Disa hat man 1901 auf das Datum 3. Februar festgelegt, in Finnland auf den 2. Februar („Lichtmess“), eben weil der Disa-Markt etwa auf diese Zeit zu fallen pflegte. Der kirchenchristliche „Mariä-Lichtmess-Gedenktag galt als ein wichtiges Frauenfest, ebenso wie es das heidnische Dísablót gewesen war. Es wurde der „Reinigung der Jungfrau Maria“ gedacht, der kirchlicherseits fantasiereich konstruierten neuen „Gottesmutter“.
 
Warum es uns zunächst nicht leicht fällt die altertümlichen Disa-Fest- und Disa-Markt-Datierungen problemlos festzustellen, liegt daran, dass heidnisch-vorchristliche und kirchenchristliche Kalender-Organisationen durcheinander gingen und ganz zwangsläufig lange Zeit nebeneinander bestanden. Die Heiden bestimmten wegen ihres „gebundenen Mondjahres“ die Feste nach den echten synodischen Mondmonaten, infolge der Christianisierung kam jedoch der röm. Julianische Kalender in Gebrauch, der 12 feste Einteilungen des Sonnenjahres - die Monate - einführte. Das altwürdige Mondjahr wurde jedoch weiterhin für größere offizielle Veranstaltungen, wie Versammlungen und Märkte, genutzt, denn einen alternativen Verabredungsmodus gab es für die bäuerlichen Massen im Mittelalter nicht. Die Kirche setzte, sobald sie die Macht dazu hatte, ihren Julianischen Kalender durch. Für die Bedürfnisse des Volkes war der alte Mondkalender nicht abzuschaffen. So heißt es im Kirchenrecht des „Upplandslag“ von 1296: „Nun hat der Bauer zur Kirche zu kommen. Der Priester hat die Festtage und die Fastentage zu verkünden. Versäumt es der Priester und hält der Bauer den Tag nicht ein, da ist der Priester schuldig und nicht der Bauer. Verkündet sie der Priester und versäumt der Bauer den Tag und hält ihn nicht ein, da ist der Bauer schuldig für drei Mark.“ (Upplandslag, kirkjubalker XIII § 1)
 
Von dem so ergiebigen Historiker Snorri Sturlusson hören wir zur Disting-Datierung leider nichts. Er war über schwedische Angelegenheiten wohl informiert und besuchte das Land im Jahr 1219. Doch die folgende Erklärung in seiner „Heimskringla“ (1225) kann das frühjährliche Dísablót nicht gemeint haben: „In Svithjod [Schweden] war es der alte Brauch, solange das Heidentum herrschte, dass das Haupt-Opfer im Monat Goë bei Upsala stattfand. Das Opfer wurde für den Frieden und das Siegesglück des Königs geboten. Dazu kamen Leute aus allen Teilen Svithjod zusammen. All die Thinge der Schweden wurden dort gehalten. Die Märkte wurden eine Woche lang fortgesetzt. Auch nachdem das Christentum in Svithjod eingeführt wurde, hielt man dort die Thinge und Messen wie zuvor.“ Sein Hinweis auf des Königs „Siegesglück“ lässt erkennen, dass er hier das Sigarblót zum Sommeranfang meinte. Der Mondmonat „Gjø“ (Isländ. „gói“) war der 3. Monat nach dem Jahresbeginn in der WS. Dem Jul-Mond -bis ca. Mitte Januar -, folgte der Disting-Mond (der mit dem Torre-Mond und anglischem Solmanoth identisch ist) - bis ca. Mitte Februar -, dann kam der Goë/Gjø-Mond - bis ca. Mitte März -, alle abhängig von den jährlichen  Mondstandschwankungen.
 
Doch über die Verlegung des germ. Jul-Festes gibt uns Snorri Sturluson in der „Heimskringla“ recht genaue Kunde: „Er [Hákon] setzte in Gesetzen fest, das Julfest zu der Zeit abzuhalten wie die Christen, und ein jeder Mann war dazu, unter Androhung einer Geldstrafe, angehalten Bier zu brauen, um Jul zu heiligen; aber zuvor wurde das Julfest in der Hacknacht begonnen, das war die Mittwinternacht und es wurde drei Tage lang Jul gehalten.“ Håkon I. (920-961) verlegte die Jul-Feier, die zu Ehren des Sonnengottes Frō-Freyr gehalten worden war, von „Mittwinternacht“ (ideal um Mitte Januar) auf die Wintersonnenwende, dem kirchenchristlichen Geburtsfest des neu kreierten „Sonnenkindes“ Jesu-Christi.
 
Manche Information über die Heidenzeit wurde in Schweden über die Jahrhunderte weitergereicht. Einer der neuzeitlichen Informaten war Arvid August Afzelius mit seinem Werk „Volkssagen und Volkslieder aus Schwedens älterer und neuerer Zeit“, Bände 1-3, von F.H. Ungewitter aus dem Schwedischen übersetzt, 1842, Bd. 1, S. 30 ff. Er schreibt: „Drei große Feste wurden in der heidnischen Zeit jährlich gefeiert und dabei diesen Göttern Opfer dargebracht. Das erste wurde begangen beim Antritt des Jahres, welches man, wie schon erwähnt, von Mutternacht an rechnete, weil es so zu sagen aus ihrem Schoß geboren wurde. Der Monat, der mit dem ersten Neumond nun anfing, wurde Jule-Tunglet genannt, und wegen des dann hauptsächlich gehaltenen Thora-Opfers, heißt dieser Zeitpunkt Thorsmonat. Die Könige und Unterfürsten, nicht blos hier zu Lande, sondern auch in Dänemark und Norwegen, stellten um diese Zeit große Opfer an. Reiche Bauern bereiteten dann für sich und ihre Freunde und Angehörigen Weihnachtsbier (Julöl); und die Ärmeren, die keine reichere Anverwandte hatten, versammelten sich zu Gastgelagen, zu denen ein Jeder beitrug, und tranken starkes Gemeinschaftsbier. Bei allen diesen Gelegenheiten wurde den Göttern geopfert für ein glückliches Jahr, und zwar dem Odin, für Sieg im Kriege, und dem Frey für eine gute Ernte. Allerlei Tiere wurden geschlachtet; aber das vornehmste Opfertier war der verschnittene Eber oder überhaupt das gemästete Schwein, eigentlich dem Frey geweiht, indem man dafür hielt, dass das Schwein dem Landmanne die Kunst gelehrt, die Erde aufzupflügen. Ein solches wurde nun, wohl gemästet und geschmückt, herbeigeführt, und war Sitte bei diesem heiligen Tier eine Gelübde zu tun und sich zu irgendeiner Großtat anheischig zu machen, die bis zum nächsten Jula-mot ausgeführt werden sollte. Gastgebote, körperliche Übungen und Weihnachtsspiele füllten diesen ganzen Monat aus, der deshalb auch Scherzmonat genannt wurde. - Das Mittwinter-Opfer war das zweite große Fest, welches nach dem ersten Neumond nach dem Weihnachtsmonat, zu Ehren Góa‘s oder Goa’s, gefeiert wurde. Diese Göttin wurde als die Schutzgöttin der Fruchtbarkeit des Bodens angesehen und war Tho‘rs Tochter. Daher kommt es, dass man noch in manchen Gegenden des Landes, wenn es donnert, zu sagen pflegt: Goa geht einher, Go-Vater lässt sich hören; auch heißt nach ihr der Februar Göje-Monat. In etwas späterer Zeit erhielt dieses Opfer den Namen Disa-Opfer, seitdem die überall so berühmte Königin Disa, (deren Andenken sich in schwedischen Volkssagen noch jetzt erhalten hat) die Verehrung Frigga‘s und Goas’s nicht blos geteilt, sondern auch von diesem Fest fast gänzlich verdrängt hatte. … Viele andere gute Ratschläge zu des Landes Besten gab diese Königin, weshalb sie sowohl vom Könige wie vom Volke geliebt und geehrt wurde; und es stand ihre Weisheit in so hoher Achtung im Lande, dass manche ernste Streitigkeiten ihr zur Entscheidung vorgelegt wurden bei dem Mittwinter-Opfer, welches davon bald den Namen Disa-Opfer und Disa-Thing (Reichs- oder Volksversammlung) erhielt; der große Weihnachtsmarkt von Upsala erinnert noch daran. .. Mancher Aberglaube ging von diesem Asa-Dienst aus und hat sich noch lange in der christlichen Zeit, selbst bis auf die heutige, erhalten. Die Verehrung Allvaters wurde bald durch die der Asen völlig verdrängt. Und die Ausleger der Asa-Lehre, die Priester und Priesterinnen, verleiten zuletzt das Volk, sogar Menschen, ja zuletzt den König selbst. … Die Asa-Lehre spricht von zwei Arten von Elfen oder Bergmännchen, unter dem Namen von Schwarz-Elfen und Licht-Elfen. Jene wohnen unter der Erde und wachen über das Samenkorn von Bäumen, Gras und Pflanzen, bis es aus der Erde emporgekeimt war, worauf die Licht-Elfen die Pflanzen entgegennahmen und für ihr weiteres Wachstum sorgten. Hiervon leiten sich alle Sagen der Elfen her.“ - A.A. Afzelius war zwar ein begeisterter Freund nordischer Traditionen, aber er war auch ein überzeugter Christ und wirkte bis zu seinem Tod als Pfarrer in Enköping. Sicher war er gebildet und äußerst belesen und gab getreu die Informationen über die drei alten Heidenfeste zum Jahresanfang weiter: Jul-Fest, Disa-Fest und Sieg-Fest. Das herbstliche Ahnen-Fest des Asa-Odin erwähnt er mit keinem Wort, das hatte die Kirche - auf ihrem Jahrhunderte währenden Vernichtungszug speziell gegen Odin - schon aus dem Bewusstsein der Schweden getilgt, oder war das Thema dem Kirchenmann zu brenzlig ? 
 
Dass der Dis- oder Disting-Mond unmittelbar dem Jul-Mond folgte und somit an zweiter Stelle im Jahr stand, ist vielfach bezeugt. Der älteste Beleg für eine Jul-Mond-Regel findet sich bei Beda-Venerabilis (672/673-735) in „De Temporum Ratione“, wo er Kalenderfragen behandelt, die er ausdrücklich als jene der Angeln bezeichnet, welche grundstrukturell fraglos ebenso die Sachsen und Jütländer betrafen. Er betonte, dass diese Zeitrechnung bis zur Christianisierung und der Einführung des julianischen Kalenders bei ihnen in Gebrauch war, also vor dem 5./6. Jahrhundert. Der von ihm überlieferte Kalender ist ein klares Beispiel für das germ. Gebundene-Mondjahr. Die Monate wurden nach den synodischen Mondläufen von 29 ½ Tagen berechnet, wodurch sie mal mit 29, mal mit 30 Tagen angenommen wurden. 12 solche Mondmonate ergeben 354 Tage, woraus sich gegenüber dem Sonnenjahr von 365 Tagen, eine Differenz von 11 Tagen ergibt. Wegen der fehlenden 11 Tage entwickeln sich arge Verschiebungen des Mondjahres gegenüber dem Sonnenjahr, weshalb man das Mondjahr durch einen korrigierenden 13. feier-freien Leermonat wieder mit dem Sonnenjahr in Einklang bringen musste. Beda Venerabilis erklärte auch diesen Prozess in „De Temporum Ratione“. Das Schalten, durch Einschiebung eines dritten lida-Monats im Zeitraum der Sommersonnenwende oder Mittsommer, geschieht am besten wechselnd, nach Ablauf des  jeweils 2. und 3. Jahres. In Gegenden mit deutlichen klimatischen jahreszeitlichen Unterschieden ist das Anpassen unumgänglich, damit die Frühlingsfeste im Frühling und die Herbstfeste im Herbst auch tatsächlich in ihren angedachten Jahresphasen gefeiert werden können. Offen bleibt die Frage nach dem exakten Mondmonatsanfang, ob der Beginn des Mondmonats an den Neumond gekoppelt war oder an das erste Aufscheinen der Mondsichel einige Tage später ? Für die Laien galt wohl eher das erste Sichtbarwerden der Mondsichel als Beginn, aber die priesterlichen Weisen, die die Thingversammlungen und andere offizielle Ereignisse zu datieren hatten, verwendeten wohl eher den astronomischen Neumond als Nullpunkt.
 
Nach Beda begann das anglische Jahr mit der Wintersonnenwende (WS) und die beiden Monate giuli hätten ihren Namen danach erhalten, dass der eine Monat der WS voranging und der andere ihm folgte. Da es sich aber um die pendelnden Mondmonate handelte, erklärt sich deren WS-Anbindung logischerweise durch das kalenderkonzeptionelle Idealjahr; es wiederholt sich im Meton-Zyklus alle 19 Jahre. Die WS fand zu Bedas Zeit am 14./15. Dezember statt, was aber unsere prinzipielle Kalender-Erkenntnis unberührt lässt. Beda berichtet also von zwei Jul-Monaten, die er Giuli I. und Giuli II. nennt, der 1. lag vor, der zweite nach der WS. Der Doppelmonat „giuli–giuli“ entspricht dem Monatspaar ýlir–jólmánaðr im isländischen Kalender. Aus Island finden wir die Erwähnung des Julmonds in einer Abschrift des isländ. komputistischen Werkes „Rím II“, das in der 2. Hälfte des (christlichen !) 13. Jh. entstanden ist. Dort heißt es: „Der Mond, der am Drei-Königstag am Himmel steht, soll als Jul-Mond angesehen werden, ob er jung oder alt ist“ (Rím II in Rimtǫl 1914-1916. S. 140 Note 5). Der älteste Beleg dafür, dass Disting und Dis-Monat mit dem Dreikönigs-Tag verknüpft waren, findet sich bei Olaus Magnus in „Historia om de nordiska folken“ (1555; 2001 S. 183 - IV. Kap. 6), der erklärt: Disting wird in Erinnerung an die Königin Disa gehalten und findet an dem Vollmond statt, der dem ersten Neumond nach Drei-Könige (Mitternacht) folgt. Im Mittelalter nahm man die Königswahl in Alt-Uppsala im Zusammenhang mit dem Disting vor. Und Erich Lassota von Steblau präzisierte das 1591-1593. Von ihm werden zwei Markttage genannt. Der erste ist die Eriksmesse. Der zweite „hest der Distings Marckt, durumb das Er von der Khunigin Disa eingesetzt worden, gefellet allzeit auf den Vollmond des Ersten Neuen Lichts, nach der heylich drey Könige Tagk. Und so das Neue licht auff denselben tag der Heiligen drey Kunig fur Mittag einträt, wird er nicht auf der ersten, Sondern des nechst kommendeu [sic !] Neuen lichts Vollmon gehalten. Wen aber das Neue licht desselben tags nach Mittag eintritt, wird er auff den ersten Vollmon gehalten.“ (Erich Lassota - 1556, „Tagebuch des Erich Lassota von Steblau“, Hrg. R. Schottin. Halle 1886 S. 165). Also lautete die mittelalterliche Datierungsregel: Disting-Markt zu Uppsala ist immer am ersten Vollmond nach „Heiligedreikönigstag“ bzw. „Hoch Neujahr“ bzw. „Erscheinung des Herrn“ bzw. „Epiphania“ bzw. dem 6. Januar. Das ist der 12. Tag nach dem sog. „Christtag“, also dem christenkirchlichen Weihnachtstag. Das Fest wird bei den Westkirchen den „Magiern/Weisen/Königen aus dem Morgenlande“ zugeordnet, in den Ostkirchen jedoch als Tag von „Taufe Jesu“ begangen. Das Herkommen der Disting-Regel war aus Heidenzeit so alteingebürgert, dass es auch nach der Christung weitergehalten wurde. Dadurch änderte sich eigentlich kaum etwas, das durfte es auch nicht, denn man wollte um etwa diese frühjährliche Frostzeit den Disa-Großmarkt abhalten.
 
Doch die Nachrichten über „Jul-Mond“ und „Dis-Mond“ oder „Distings-Mond“ lassen gute Rückschlüsse zu. Der Disting-Mond wird oft im schwedischen „Upplandslag“ (Upplands-Gesetz) erwähnt, das von 1296 bis Anfang 1350 im Gebrauch war. Fünf Handschriften aus den Jahre 1300 sind bis heute erhalten geblieben. Der Julmond war später der Monat, in dem der Mond am Dreikönigs-Tag schien. In Norwegen hieß es: „Julemaanen“ war der Mond, der den Dreikönigstag überdauerte. Andernfalls war der Julmond der folgende Mond. Danach musste das Disting-Fest auf etwa Anfang Februar zu liegen kommen. Aber in Heidenzeiten, beim Umgang mit den synodischen Mondschwankungen, pendelte schon der mondabhängige Jul-Festtag - die Hakennacht (im Idealfalle etwa Mitte Januar, zur sog. Mittwinterzeit) mitunter bis Ende Januar und Anfang Februar. Dass dann, der dem Julfest folgende Disa-Vollmond bis in den März hinein führen konnte, ist klar. Das heidnische Dísablót konnte noch in der Frühlingsgleiche seinen Vollmondplatz finden. Die gesamte heidnische Jul-Phase, die beide Jul-Monate (Giuli I. und Giuli II.) umfasste, konnte - je nach Mondschwankungen - von Mitte November bis Mitte Januar verlaufen, während die christliche Weihnachtszeit zwischen dem 15. Dezember und dem 6. Januar liegt. Doch mittels der im 7. Jh. eingeführten kirchlichen Adventszeit (lat. adventus„Ankunft“) ist auch die christliche Weihnachtszeit - entsprechend der heidnischen - über eine längere Zeitstecke ausgedehnt worden, nämlich vom 11. November bis zum 6. Januar, dem ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Fest der „Erscheinung des Herrn“. Wenn man bedenkt, dass die nordischen Heiden um „Mittwinter“ (im Idelajahr ca. Mitte Januar) das Jul-Abschlussfest zur „Hakennacht“, mit den Riten um Sonnengott Frō-Freyr (germ. Frō bedeutet Herr), ihre „Erscheinung des Herren“ mit sakralen Trinkgelagen feierten, versteht man leichter wie es kam, dass - zumindest die leichtgläubige Masse - die kirchenchristlich erzwungenen Neuerungen hingenommen hat.
  
Wir erkennen, Julmond und Disting-Mond gehörten in Schweden von Anfang an zusammen. Als Grund für die Anknüpfungsregel an den „Drei-Königs-Tag“ ist anzunehmen, dass der „Drei-Königs-Tag“ - vorchristlich-heidnischer Kalenderordnung folgend - mit der altheidnischen Jul-Abschlussfeier, der „Hakennacht“ mit den Gott-Frō-Riten, gleichgesetzt wurde. Der nordische „St.-Knuts-Tag“ (schwed. „tjugondedag jul“ / „tjugondag Knut“) ist der 13. Januar. Er ist für die Nordländer der eigentliche Jul-Endtag. Am Knutdage wird traditionell der Weihnachtsbaum geplündert. Man sagt auch: „Tjugondedag Knut dansas Julen ut“. Man feiert das Ende der Weihnachtszeit, Kerzen und Schmuck werden vom Baum entfernt, die Kinder dürfen die restlichen Süßigkeiten plündern, anschließend werden die Weihnachtsbäume entfernt. Dieser Tag gebietet den endgültigen feierlichen Jul-Abschluss. So dauert also in Schweden, Norwegen und Finnland die Weihnachtszeit zwanzig Tage. Der Termin ist benannt nach König Knuth IV., den die Kirche den „Heiligen“ nennt. Einige Quellen behaupten, dass Knut IV. die Anordnung gegeben habe, die Haupt-Weihnachtszeit von 12/13 auf 20 Tage zu verlängern und dass der Tag deshalb diese Benennung erfuhr. Auch bei dieser Weihnachts- bzw. Jul-Verlängerung bis Mitte Januar handelt es sich allzu deutlich um einen missionarischen Werbe-, Verbeugungs- oder Anbiederungsakt gegenüber den altheidnischen kalendarischen Gepflogenheiten, welche die mondabhängige Jul-Feier auf etwa Mitte Januar erwarteten.  
 
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Die germanische Monatsfolge
 
Da sich im gebundenen Mond-Sonnenjahr ein Mondmonat dem nächsten anschließt und als Jahresbeginn die WS gesetzt ist, wäre die Monatsfolge anhand der überkommenen Monatsnamen so zu rekonstruieren. Der Angelsachse Beda Venerabilis im 8. Jh.: „In einem Schaltjahre fügten sie den Schaltmonat im Sommer hinzu, so dass man damals drei Monate zusammen ‘Lida‘ nannte und deshalb das Jahr ‘Thri-lidi‘ hieß.“  
 
Die schematische monatliche Jahresordnung (Monatsanfang/Monatsmitte) ist im Folgenden dargestellt - als Zwölfmonatsjahresteilung - wobei zu beachten wäre, dass sich die wirkliche synodische Monatsfolge demgegenüber etwas verschiebt, was zum Jahresende hin deutlicher wird.
 
Angelsächs.: Mitte Dez. bis Mitte Jan. = Giuli / Julmond II. (schwed. Jul-Mond - isl. jólmánaðr)
Angelsächs.: Mitte Jan. bis Mitte Febr. = Sol-Monath / Sonnenmond (schwed. Dis-Mond / Frauenmonat - isl. þorri)
Angelsächs.: Mitte Febr. bis Mitte März = Rhed- bzw. Hrethmonath, Göttin Hretha (isl. gói/góa - Bibl. Cattoniensis, hlyda / Toser)
Angelsächs.: Mitte März bis Mitte April = Eoster-Monath / Ostermond (isl. Einmánaðr / Einmonat)
Angelsächs.: Mitte April bis Mitte Mai = Thrimylchi / Dreimilchmond (isl. Gaukmánaðr / Kuckucksmonat)
Angelsächs.: Mitte Mai bis Mitte Juni = Lida I. / Lindermond I. (isl. Eggtið / Eierzeit)
Angelsächs.: Mitte Juni bis Mitte Juli = Lida II. / Lindermond II. (isl. Selmánaðr / Sennmonat)
Angelsächs.: Mitte Juli bis Mitte Aug. = Weod-Manoth / Krautmond (isl. Heyannir / Heumonat)
Angelsächs.: Mitte Aug. bis Mitte Sept. = Halegum-Manoth / Heiligmond (isl. Tvímánaðr / Zweimonat)
Angelsächs.: Mitte Sept. bis Mitte Okt. =  Winter-fylleth / Winterfülle (isl. Haustmánaðr / Herbst-Erntemonat)
Angelsächs.: Mitte Okt. bis Mitte Nov. = Blod-Manoth / Opfermond (isl. Górmánaðr / Schlachtmonat)
Angelsächs.: Mitte Nov. bis Mitte Dez. = Giuli I. / Julmond I. (isl. Ýlir)