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Die 14 - - Tod und Auferstehungshoffnung
 
Die 14. Karte des ältesten erhalten gebliebenen Tarots, dem von Bologna (Taro­cchino di Bollogna), heißt „Der Tod“; dargestellt ist ein Knochenmann mit Sense. Die­sen „italienischen Tarock“, der schon fast so eingeteilt und gezeichnet war wie die späteren Spiele, soll ein Prinz von Pisa in sein Bologneser Exil mitgebracht haben. Im Tarock von Florenz (Florentiner Minchiate) ist das 14. Blatt der „Der Teufel", wel­cher ja ebenso als ewiger Zerstörer, als Schnitter Tod verstanden wurde. 14 Tage benötigt der Mond für seine Abnahme bis zum Schwarzmond. 14 Schrit­te führen in den Tod - deshalb wurde die Zahl ein Symbol des Opfers. 14 Todge­weihte, „7 Paare ionischer Jugend“, mussten die Athener alle Jahre übers Meer nach Kreta senden, dem Un­geheuer des Minos zum Fraß, so erfahren wir aus der Theseussage. Der Geschichts­schreiber Herodot (VII 114) berichtete, dass die Gattin des Perser­kö­nigs Xerxes 14 Knaben ihrer Gottheit geopfert habe. Ver­ständ­lich ist, warum die Le­gende davon spricht, dass Zarathustra, der Religions­künder, mit 77 Jahren (QS 14) getötet wurde.
 
Im babylon. Mythos begleiten den Unt­er­weltgott Nergal 14 Nothelfer, denn 14 böse Dämonen fürchtet man; den Gegensinn bilden 14, oder 10x14=140 himmlische Helfer. (Alfred Jeremias, Handbuch altoriental. Geis­teskultur, 1929, 268) Eine me­sopotamischen Abwehr­for­mel lautet (gekürzt): „Sieben sind es in der Tiefe des Ozeans, / sieben sind es wei­dend im Himmel / Sie kennen weder Gnade noch Mitleid, / Sie hören weder auf Bitten noch auf Gebete. / Böse sind sie, böse sind sie. / Zweimal sieben sind es. / Bei Gott seid gebannt, bei der Erde seid gebannt.“ (R. Campbell Thompson, The Devils of Ancient Babylonia, London, 1903, S. 77) Im alt­ägyptischen Totenbuch wird von 14 Stätten der Unterwelt gesprochen. Der störri­sche Esel galt in Ägypten als Symboltier des satanischen Seth; nach der Legen­de stellen sich 77 (QS 14) Esel der Sonne entgegen, um ihren morgentlichen Auf­gang zu verwehren. In 14 Stücke zerriss Seth / Typhon den getöteten Osiris / Diony­sos, die Alle­gorie des Natur­lebens. Seiner Seele nach ist Osiris zwar ewig und unzer­störbar, aber seinem Leibe nach ver­gänglich. Seine Glieder sind eben jene Abbilder des Seienden im Werden­den, die - immer wieder der Zerstö­rung anheimfallend – im­mer wieder von der ge­bären­den Stoffwelt, der Mut­ter Isis, gesammelt werden. Dieses Grundschema spie­gelt sich ebenso im Mythos vom getöte­ten Adonis, Or­pheus und Baldur.60 „Baldrs draumar“ heißt ein Lied der Edda, das von den bösen Ahnungen erzählt, die Baldur plagen. Es behandelt das schlimme Gesche­hen um des Gottes Tod. Könnte es Zufall sein, dass dieses Lied ausgerechnet 14 Verse umfasst ? Aus Plut­archs Schrift („De Iside et Osiride“, 18 u. 31) erfahren wir außer o.a. Betrach­tungen, dem Götterfeind Typhon sei das 56-Eck zu eigen. 56:4 (4 = Materiezahl) ergibt 14 = Typhon -, war er es doch, der dem Horus das Lichtauge herausriss und Osiris in 14 Stücke zerteilte.
 
Die unzerstörbare, gleichermaßen göttliche und menschliche Lebens- und Zeugungs­kraft nannten die Ägypter Ka. Der Pharao war eine Inkarnation der Gottheit und ein Gottessohn. Als Gottmensch gewährleistete er - in exakter Übereinstimmung mit ger­manischer Auffassung vom Königsheil - Wachstum wie Gedeihen von Land und Volk, indem er es auch auf sich nahm, getötet zu werden, wenn seine Zeit erfüllt war, wenn sich sein zeu­gungskräftiges Heil erschöpft hatte. Nicht nur in der Gautreks-Saga, die von einem solchen Opfer berichtet - vollzogen an dem Norwegerkönig Vi­karr -, zeigt sich die Tiefenströ­mung einer religions­geschichtlichen Über­einstimmung von Ägyp­ten bis in den höchsten Norden.61 Die vom Pharao verehrten 14 Ahnen­seelen, die den 14 Kas des Schöpfergottes entspra­chen, stellten ein Symbol jener untilgbaren Urkraft dar, welche als See­lenstrang von der Gottheit bis hin zum jeweils lebenden Gottessohn, Gott­könig reichte.62
 
So wispert die 14, in ihrer QS 5, geradeso von arger Vergänglichkeit und Opfertod, aber ebenso tröstlich von der alle Todes­gräben überschreitenden Lebenskraft, wel­che den Mond wieder zum vol­len Glanz erstrahlen lässt und auch das Menschen­leben zur Wiedergeburt befähigen soll. Verständlich, dass es auch 14 Gotteskräfte geben muss die dazu ihre Hilfe leihen.63 Der nordische Mythos rätselt, was der Vatergeist Wo­din-Odin wohl seiner ge­storbenen irdischen Schöpfung, Baldr-Balder, auf dem Leichen­brand­stoß ins Ohr raunte (Edda, Vafðruðnismál 54). Die 14. Rune war es sicherlich, die Rune des Todes und der Auferstehungs­gewiss­heit. Aus dieser Hoffnungstradition ist der mittelalterliche Glaube an die „Vierzehn Not­hel­fer“ zu verstehen (bei denen es nur um die Anzahl ging, bei variierenden „Heili­gen“) bis hin zum Motiv der in zahlreichen Abwandlung­en erschei­nenden 14 Schutzgeister im Kinderge­betchen: „Abends, wenn ich schlafen geh', 14 Englein um mich steh'n.“