In Glozel bei Vichy (Frankreich) fanden 1924 der damals jugendliche Bauer Emile Fradin (siehe Foto) mit seinem Bruder angeblich die ältesten Runen-Artefakte. Um Runen kann es sich nicht handeln, denn unter diesem germanischen Wort verstand man „Geheimnis“ und mit Germanen können diese Funde nicht in Zusammenhang gebracht werden. Von den Fachleuten wurden sie lange Jahre als Fälschungen beschrieben. Fradin sammelte alle „Funde“ und stellte sie seit Jahrzehnten in seinem Bauernhaus aus. Es wurde in älteren Publikationen klar und eindeutig davon gesprochen, dass das bäuerliche Brüderpaar Fradin einen gut funktionierenden Keramik-Brennofen im Nebenhäuschen besaß und, dass sie ihre Fälschertätigkeit vor Gericht hätten eingestehen müssen. Diese Stimmen sind auffälligerweise mitlerweile so gut wie verstummt und haben Angaben Platz gemacht, die ganz ungeheure Datierungsdifferenzen für die Funde darlegen.
  
 Schwärmerische Texte wie dieser fanden sich in Literatur und Netz: „Unsere Göttliche Quelle ODIS sagt, vor etwa 5.000 Jahren habe es bei Glozel ein priesterliches Heilzentrum gegeben, in dem mit Wasser gearbeitet wurde. Emile Fradin sei einer der Priester gewesen und habe damals, vor 5.000 Jahren, einige der Runentafeln selbst hergestellt.“ Ganz unsinnig ist es, dass einige unseriöse Autoren immer wieder von den „Glozel-Runen“ reden, denn mit germanische Runen haben diese Zeichen - ganz gleich wie alt sie sein mögen - nicht das Mindeste zu tun. Es handelt sich bei Glozel um lineare Zeichen wie sie weltweit gefunden wurden und wie sie im Charakter auch den phönizischen und altgriechischen Buchstaben gleichen. Wie gesagt, es gibt in Glozel keine Runen-Inschriften. Einige wenige Zeichen auf den dortigen Schrifttafeln haben Ähnlichkeiten oder entsprechen auch runischen Formen; derartige Scheinverwandtschaften ergeben sich aber mit vielen anderen Urschriften ebenso, ganz einfach deshalb, weil es nur einen eingeschränkten Grundzeichenfundus gibt. So sind das Malkreuz, die Zickzacklinie, die Raute, oder die durch eine Verbindungslinie verbundenen zwei Senkrechten über die gesamte Urschriftwelt verbreitet. Die meisten Glozel-Zeichen aber haben keine Ähnlichkeit mit den germanischen Runen-Symbolen.
 
Werner K. Rüedi veröffentlichte das Büchlein „Die Schrift von Glozel - Eine europäische Altsteinzeit-Hochkultur in Frankreich ?“ und dozierte: „1924 entdeckten zwei Bauern in einer Aushöhlung unterhalb ihres Feldes nahe Glozel (Frankreich) das Grab von Menschen, die offensichtlich der Altsteinzeit zuzuordnen sind. Die Sensation dabei: Es kamen auch Tontafeln zum Vorschein, auf denen schriftähnliche Zeichen zu erkennen sind. Die Archäologie deklarierte die Funde sofort zu Fälschungen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Aber ist die Entdeckung wirklich nur eine Fälschung zweier Bauern – oder bewahrt Glozel eine der größten archäologischen Sensationen Mitteleuropas ?“
 
Einen anderen Schweizer, Hans-Rudolf Hitz - ich lernte ihn auf einer Tagung persönlich kennen - glaubt in seinem Büchlein „Als man noch Prokeltisch sprach“, dass die Sprache eine vorkeltische gewesen sei, aus der sich dann die keltischen Sprachen entwickelt hätten. In einer positiven Besprechung heißt es: „Er hat auf dieser Basis Übersetzungen versucht, die zu interessanten Ergebnissen führen. Aber natürlich ist es schwer zu sagen, ob er recht hat. Die Übersetzungen, die Hitz vorgelegt hat, zeigen, dass es sich durchweg um kultische und astronomische Texte handelt. dies würde auch mit Beobachtungen in anderen Kulturbereichen übereinstimmen, in denen die Schrift zunächst ein Privileg der Priesterkaste war.“ Herr Hitz beachtet nicht, dass die Kelten, erst aus Süddeutschland kommend, im 6.-5. Jh. v.0 nach Frankreich eingewandert sind, damals weder Runen schrieben noch kannten, und die vor den Kelten dort wohnenden Menschen keine Indogermanen waren, mithin ihre Sprache völlig unbekannt ist, mit dem Keltischen nicht verwandt sein kann und kein „Hitz und kein Kunz“ imstande sind, deren Schrift zu entziffern. Es ist nur möglich die Schrift einer einigermaßen bekannten Sprache zu entziffern ! Die „Übersetzungen“ des Herrn Hitz müssen mithin als Fantasieprodukte bezeichnet werden.
 
Auch Luc Bürgin, ebenfalls ein Schweizer Publizist, hat sich um die „Entzifferung der rätselhaften Glozel-Inschriften“ bemüht, jenem „hochinteressanten archäologischer Fund“, der, wie es heißt: „...jahrzehntelang durch die verletzte Eitelkeit eines Archäologie-Papstes blockiert wurde“. In seinem Buch „Geheimakte Archäologie“ schildert er nicht nur die „skandalöse Verzögerung der Entzifferung der Glozel-Schriften, sondern er deckt die Praktiken der orthodoxen Archäologie auf: Funde, die nicht in das Weltbild der Archäologen passen, werden entweder als Fälschungen bezeichnet oder nicht beachtet. Weltweit vergammeln wertvolle Fundstücke in Kellern und Lagern, weil ihre Existenz beweisen könnte, dass die Geschichte der Menschheit neu geschrieben werden müsste. Wie das verhindert oder zumindest eine Generation lang verzögert wird, schildert Luc Bürgin nachstehend am Beispiel der Fundstätte Glozel. Jetzt endlich scheint es einem Schweizer Biologen gelungen zu sein, die rätselhaften Inschriften von Glozel zu entziffern.“
 
Da nutzt es nichts, dass es alternative wissenschaftliche Gegenargumente gibt: Prof. Dr. Helmut Stumfohl, (1991): „Bemerkungen zu den Fälschungen von Glozel“ - IC-Nachrichten 66 (Institutum Canarium), Hallein, 4-6. Seit Anbeginn der dubiosen Funde gibt es Für- und Gegenstimmen. „Die Vossische Zeitung“ (Sonntags-Ausgabe) vom 02.03.1930, S. 30 schrieb: „Abermals Glozel -. Nachdem - der französische Chemiker Bayle - drei Tontafeln aus der vielumstrittenen Fundstelle Glozel - bei Vichy untersucht und als Fälschungen nachgewiesen hat, die nicht älter sein können als zwei bis vier Jahre, nachdem Professor Norlet - als leichtgläubiger Idealist und die Brüder Fradin - in Paris und in der internationalen Archäologenwelt als Fälscher genügend verlacht worden sind, und nachdem sämtliche Beleidigungs- und Verleumdungsprozesse sich endlich im Sand verlaufen haben - kommt nun eine neue alles noch einmal auf den Kopf türmende Sensation: - Professor Daniel Völter -, der Amsterdamer Gelehrte, gibt (bei J. E. Heitz - in Straßburg) ein ebenso abgründig gelehrtes wie spannend zu lesendes Werk heraus mit umfangreichem Anschauungs- und Beweismaterial, daß die Steingutstücke der Glozelfunde - trotz allem echt sein müssen, ja, daß sogar die von Bayle - untersuchten Falsifikate unzweifelhaft nur in verleumderischer Absicht unterschobene Nachahmungen von echten - Tafeln sein können, weil (woran noch niemand gedacht hat) - man die Schrift auf diesen Tafeln auch entziffern könne, statt sie chemisch zu untersuchen.“
 
In einer Netzseite heißt es: Die „Runen von Glozel“ kommen nicht zur Ruhe. - Glozel ist ein kleiner Weiler im Departement Allier in der Nähe von Vichy. Am 1. März 1924 pflügte dort ein junger Bauer namens Emile Fradin einen Acker, der seit alter Zeit den Namen „Champs des Morts“ trug. Zu seinen angeblichen Ärger stieß er auf einige Steinquader, die er erst aus dem Weg schaffen musste. Wie die Glozel-Gläubigen schreiben, gab es unter diesen Steinbrocken einige sehr alte Gegenstände, darunter auch eine Tafel aus gebranntem Ton, die mit eigenartigen Schriftzeichen versehen war, die man nicht lesen konnte. Fradin war natürlich kein Archäologe, er fühlte aber instinktiv, das er hier etwas Besonderes entdeckt hatte, deshalb warf er die Fundgegenstände nicht fort, sondern zeigte sie den Nachbarn. In dem unweit gelegenen Vichy gab es einen Badearzt namens Dr. Antonin Morlet, der in seiner Freizeit als Hobby - Archäologe tätig war. Er glaubte, dass die gefundenen Gegenstände echt waren und dass wenigstens ein großer Teil von ihnen aus dem Neolithikum stamme: Aus eigenen Mitteln organisierte er eine Ausgrabung und brachte in kurzer Zeit noch einige Schrifttafeln zusammen. Dann informierte er den Leiter des Mussée des Beaux Arts in Paris, der sich aber längere Zeit in schweigen hüllte. Als er schließlich in Glozel auftauchte, glaubte Dr. Morlet, dass jetzt der Durchbruch gelungen sei und die Fachwelt Glozel ohne weiteres anerkennen werde. Dann aber machte er einen Fehler: Er veröffentlichte eine Arbeit unter dem Titel ,Nouvelle Station Néolitique' unter seinem Namen und dem von Emile Fradin, in der er die Funde in die Zeit um 8.000 v. Ztw. stellte. Mit der Veröffentlichung war aber Dr. Motlet gar nicht einverstanden. Er verlangte, an die Stelle von Emile Fradin ganz einfach seinen eigenen Namen unter die Schrift zu setzen, Dr. Morlet lehnte entschieden ab. Langer Rede kurzer Sinn, seitdem wird Glozel von den einen für eine Ansammlung von Fälschungen angesehen, die irgendwann unter die Erde gekommen sind, die anderen sind von der Echtheit der Funde überzeugt. Es kamen der Krieg und die Nachkriegszeit, in der Frankreich und Europa andere Sorgen zu haben glaubten. So dauerte es bis zum Ende der siebziger Jahre, bis man sich der Funde von Glozel wieder erinnerte. Auch das Ausland zeigte jetzt Interesse, die Forschungen begannen erneut. Bis auf den heutigen Tag ist man bereits zu vielen Ergebnissen gelangt, wenn auch das große Schweigen um Glozel immer noch anhält und viele Gelehrte die dort gemachten Funde bestenfalls in die Ecke der Kuriositäten verbannen. ....“
 
Auch nach Untersuchungen mit modernen Datierungsverfahren bleibt der Fundkomplex von ca. 2.500 Objekten verwirrend. Von 17.000 v.0 bis ins Mittelalter sollen sie stammen. Sollte denn über Jahrtausende hinweg ausgerechnet in dieser französischen Gegend ein derart aktiver Produktionsherd gelegen haben ? Von den dazugehörenden Siedlungsresten und Grabanlagen hat man bislang nichts gehört. Die Glasfunde gehören dem Mittelalter an und zwei im Grab II gefundenen Beinknochen sind mit C14-Methode in der Universität von Arizona auf das 13. Jahrhundert datiert worden. Die Tontafeln sollen laut Thermoluminiszenzverfahren aus ca. 600 v.0 stammen. Die darauf eingegrabenen Inschriften von zumeist sechs bis sieben Zeilen, weisen aber keinerlei Wort- und Satzkonstruktionen auf.
 
Wenn denn die Zeichenkomplexe frühkeltisch sein sollen, warum hat man in den keltischen Ursprungsgebieten des süddeutschen Raumes keine derartigen Funde machen können ? Und warum fehlen sie ebenso in allen übrigen Keltengebieten ? Zu überlegen ist auch, es wäre in frühen Zeiten möglich gewesen über die französischen mittelmeerischen Landebuchten von Montpellier und Marseilles, über Avignon und die Flussläufe von Rhone und Allier, bis nach Vichy und Glozel zu gelangen. So könnten ostmittelmeerische und nordafrikanische phönizische Schiffsmannschaften ihre Schriften nach Innerfrankreich getragen haben. Beim Glozel-Rätsel ist noch längst kein befriedigender Lösungshorizont in Sicht.
 
 

 
Ausstellungsstücke aus dem Glozel-Museum